Integration

Auf so ziemlich jeden Rattenhalter kommt es irgendwann unvermeidlich zu: die Vergesellschaftung seines Rudels mit einer neuen Gruppe.
Recherchiert man dazu online findet man unzählige Anleitungen und Tipps, aber wie so oft widerspricht sich einiges und viele Erfahrungsberichte machen einen zusätzlich nervös.
Eine „Inti“ ist kein Hexenwerk, deshalb hier ein kleiner Leitfaden wie ihr dabei am Besten vorgeht und worauf ihr achten solltet.
Vorweg: Bevor ihr eine neue Gruppe/oder Einzeltiere zu eurem Rudel vergesellschaftet, solltet ihr je nach Bezugsquelle eine Quarantänezeit von min. 2 Wochen einhalten.
Kommen die Nasen von einer vernünftigen Quelle ( z.B. der Pflegestelle eines Seriösen Vereins) entfällt diese Quarantänezeit in der Regel, denn von dort bekommt ihr nur Tiere vermittelt,die nachweislich untersucht und gegen Endo- sowie Ektoparasieten behandelt wurden.
Aber auch dann könnt ihr noch nicht direkt mit der Vergesellschaftung starten, sondern solltet die neuen Ratten erstmal ein paar Tage ankommen lassen um sich nach dem Umzug auf das neue Zuhause und vor allem auch auf euch einstellen zu können. Dadurch lernt ihr die neuen Familienmitglieder kennen, könnt sie besser einschätzen und eine Vertrauensbasis herstellen, die euch bei der späteren Integration hilfreich sein wird.
Wie lange diese Eingewöhungszeit dauert, sollte dabei immer individuell von der zu vergesellschaftenden Gruppe abhängig gemacht werden, wir raten aber zu mindestens 5 Tagen.

Die Integration:
Wie lange einer Vergesellschaftung dauert, kann man pauschal nicht sagen, 2-3 Wochen sollte man (grade beim ersten Mal) schon einplanen. Letzten Endes bestimmen die Ratten wie schnell oder langsam die „Inti“ voran geht. Wichtig ist, das man selbst entspannt an die Sache heran geht und es bis zum Ende vernünftig durchzieht, so kann man sicher sein, das es auch im Nachhinein keine größeren Konflikte in der neuen Gruppe geben wird.

Vorbereitung:
Die ersten Treffen der Gruppen sollten in einem neutralen Bereich stattfinden, also dort wo weder das eingene Rudel, noch die neuen Ratten vorher bereits gewesen sind, somit also keine Besitzansprüche gestellt haben. Viele empfehlen dafür zum Beispiel die Badewanne. Die Erfahrung hat aber gezeigt, das sich viele Nasen der für sie doch recht unangenehmen Situation entziehen wollen, indem sie versuchen aus der Wanne zu springen, was auf Grund der geringen Höhe auch oft gelingt. Dieses umherhopsen und von euch wieder in die Wanne gesetzt werden, bringt unötig Unruhe in eine ohnehin schon angespannte Situation.
Deshalb empfehlen wir euch, einen Bereich z.b. mit ein paar Brettern abzugrenzen und dort das Trefffen stattfinden zu lassen. Dieser Bereich sollte für euch gut zugängig sein, damit ihr im Fall der Fälle auch eingreifen könnt. Die Größe macht ihr dabei Anhängig von der Anzahl der Tiere die Vergesellschaftet werden sollen. Achtet darauf, das die Tiere sich zwar gut im Auslauf bewegen-, sich aber auch nicht zu sehr aus dem Weg gehen können. In der Regel sind 1-1,5 qm dafür völlig ausreichend. Den Auslauf selbst könnt ihr mit einer neutralen Decke oder ganz einfach mit Zeitung auslegen. Bei einer Decke solltet ihr darauf achten, dass sie möglichst flach auf dem Boden liegt und die Nasen wenig Möglichkeit haben diese aufzuwühlen um sich dort zu verstecken. Bei der Abgrenzung sollte eine Höhe von 80-100 cm in der Regel ausreichen, auch hier Individuell schauen, die Weibchen springen gerne höher.

Grade in der Anfangszeit wird es zu Gerangel kommen. Die verschiedenen Gruppen haben ihre ganz eigene Dynamik und Hierarchie deshalb sind Rangkonflikte in der Integration vorprogrammiert: es wird geborstelt, es wird geqiekt, es wird gejagt, gezwickt und unterworfen. Häufig sieht alles schlimmer aus als es ist, aber grade am Anfang neigt man dazu recht schnell einzugreifen, weil man die Situation noch nicht so richtig abschätzen kann. Solange es nicht blutig wird, sollte man jedoch möglichst nicht eingreifen. WICHTIG! Ruhe bewahren! Nervöse Menschen = nervöse Ratten und: wenn ihr dazwischen geht, niemals mit der bloßen Hand . Nehmt zum Trennen zum Bespiel den Besen eines Kehrbleches oder wenn vorhanden Bissfeste Handschuhe.
Das erste Zusammentreffen!
Das erste Treffen der Ratten sollte auf wenige Minuten begrenzt sein, ca. 2-5 min sind für ein erstes Kennenlernen völlig ausreichend.
Um eine Gebietsbeanspruchung zu vermeiden setzt man die Gruppen möglichst zeitgleich in den Auslauf und zieht sich dann auf seinen „Beobachtungsposten“ zurück. Ganz nach dem Motto „man soll aufhören wenn es am schönsten ist“, bleibt ihr bei dem angedachten Zeitfenster und zieht es nicht weiter in die Länge. Ein Treffen, was mit positiver Stimmung beendet wird, bleibt nicht nur den Haltern gut in Erinnerung. Ist die Zeit rum, geht es für jede Gruppe zurück in Ihren Käfig.
Sollte es während des Treffens zu Auseinandersetzungen unter den Tieren kommen, bei denen ihr Eingreifen müsst. Ruhe bewahren! Trennt die Streithähne in dem ihr sie mit Handschuhen oder Kehrbesen bestimmt zur Seite schiebt. Auch ein deutliches „Nein“ kann helfen. Wenn möglich (!) versucht das Treffen nicht in einem Streit enden zu lassen, sondern wartet bis wieder etwas Ruhe eingekehrt ist und beendet es dann.
Die darauf folgenden Treffen:
Die nächsten Treffen laufen genau nach dem selben Schema ab. Selber Auslauf, Selbe Ratten, anderes Zeitfenster. Es gibt keine Schema nachdem man die Anzahl der Minuten erhöht, auch dies hängt von den beteiligten Ratten ab. Für den Anfang reicht es aber die Treffen erst um 5 Minuten und dann um 10 Minuten zu verlängern.
Wichtig! Grade bei den längeren Treffen solltet ihr darauf achten den Tieren Trinkwasser zur Verfügung zu stellen. Dieses reicht ihr in einem möglichst großen Napf in der Mitte des Auslaufs, damit auch jeder etwas bekommt und die ranghöheren Tiere es nicht für sich allein beanspruchen.
Um die Stimmung bei den Treffen unter den Nasen etwas aufzulockern könnt ihr ihnen besondere Leckerein anbieten. Zum Bespiel könnt ihr kleine Leckerchen im Auslauf verstreuen oder Thunfisch sowie Babybrei in einem ebenfalls großen Napf mittig anbieten. Gemeinsames Fressen kann verbinden.
Euer Ziel ist es, das eure Tiere über mehrere Stunden, mehrere Tage hinweg friedlich zusammen im Auslauf sind. Erst dann macht ihr den nächsten Schritt. Sollte es Probleme geben, macht lieber nochmal einen Schritt zurück und steigert dann langsam wieder!

Der nächste Schritt:
In dieser Phase kann es durchaus wieder zu kleinen Streitigkeiten kommen, denn nun stellt ihr Zubehör mit in den Auslauf. Es bietet sich an zunächst mit neutralen Dingen anzufangen. Ein großes Haus/oder Karton in der Mitte mit mehreren Ein-bzw Ausgängen ist dabei ein guter Start. Nach und nach kommt nun immer mehr Zubehör dazu. Bleibt es auch dann auch die nächsten Tage hinweg friedlich, macht ihr mit dem nächsten Schritt weiter.

Der normale Auslauf:
Von nun an finden die Treffen nur noch im Auslauf eures Rudels statt. Das Zubehör aus dem „Inti-Auslauf“ wird euch dabei helfen, denn mittlerweile hat es den Geruch von beiden Rudeln angenommen. Auch hier finden die Treffen solange statt bis es über mehrere Tage hinweg friedlich bleibt, während ihr den Auslauf stätig mit Zubehör weiter bestückt.

Das Finale:
Ihr habt es fast geschafft,in diesem Schritt geht es in den Gemeinsamen Hauptkäfig.
Zunächst wird euer Käfig inklusive Zubehör gründlich sauber gemacht und geschrubbt, alle Kuschelsachen werden gewaschen, Decken/Teppiche oder Streu auf den Etagen gewechselt.
Für den Anfang solltet ihr den Käfig etwas leerer lassen als üblich, und erst nach und nach die Gegenstände ergänzen. Das Zubehör aus dem Auslauf wird euch erneut dabei helfen, denn das ist allen Tieren schon bekannt. Es kann zudem auch hilfreich sein, wenn ihr für die ersten 1-2 Tage zunächst nur einen Teil des Käfigs für die Nasen frei gebt, den ihr Stück für Stück erweitert, bis der ganze Käfig für das Rudel wieder zugänglich ist. Auch in dieser Phase kann es immer nochmal zu Unstimmigkeiten in der Gruppe kommen, denn es muss sich eine neue Rudelstruktur und Hierachie bilden. Sind alle Ratten im Käfig solltet ihr das ganze noch ein paar Tage beobachten, kommt es dann zu keinen weiteren nennenswerten Zwischenfällen habt ihr die Vergesellschaftung erfolgreich abgeschlossen.